komponiert mit Unterstützung des SKE-Fonds der Austro mechana
Vor einiger Zeit habe ich gemeinsam mit Christian Heindl (Libretto)
mit der Arbeit an der Oper "Wallenberg" begonnen.
Raoul Wallenberg war jener schwedische Diplomat, der in der Endphase
des 2. Weltkrieges in Ungarn mit teils unkonventionellen und spektakulären
Methoden tausenden verfolgten Juden das Leben rettete und unmittelbar
nach dem Einmarsch der Roten Armee in Budapest im Jänner 1945 als "amerikanischer
Spion" vom sowjetischen Geheimdienst nach Moskau verschleppt wurde.
Sein weiteres "Schicksal ist bis heute ungewiss, selbst nach neun Jahren
Forschung brachte der Bericht einer schwedisch-russischen Untersuchungskommission
keine wirkliche Klärung: Laut russischer Version wurde Wallenberg 1947
in einem Moskauer Gefängnis vom KGB erschossen, schwedische Historiker
hingegen bezweifeln dies, da Augenzeugen glaubhaft versichern, ihn noch
bis in die frühen achtziger Jahre in diversen Gefängnissen gesehen zu
haben. Nun, da Recherche, Konzeption und Libretto weitgehend abgeschlossen
sind, beginne ich (ohne Auftrag oder in Aussicht stehender Aufführungsmöglichkeit)
mit der detaillierten Arbeit an der Musik.
Selbstverständlich habe ich schon während der Vorarbeiten viele Ideen
und Skizzen angesammelt. Ganz unabhängig davon, ob bzw. in welcher Funktion
oder Form diese letztlich in die Oper eingehen werden, bilden sie auch
die musikalische Grundlage des vorliegenden Werkes "verloren? - Fragment
nach Wallenberg".
Da ich das Material in diesem Stück sehr frei weiterentwickelt habe,
stellt es trotzdem keine Vorstudie oder Ouvertüre zur Oper dar, sondern
steht für sich allein. Haben jene verloren, die immer wieder gegen allen
Widerstand anrennen, um sich gegen Abscheulichkeiten zur Wehr setzten,
letztlich aber verzweifelt liegen bleiben? Haben jene verloren, die
alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um gegen unerträgliche Zustände
anzukämpfen, diesen gegenüber aber letztlich doch machtlos sind? Haben
jene verloren, die ihre Ängste, ihre Verzweiflung, ihre Trauer, ihre
(Selbst)zweifel überwinden und versuchen, menschenverachtende Systeme
aufzubrechen, um letztlich selbst daran und darin unterzugehen?
Informationen zu Raoul Wallenberg und zum Opernprojekt: http://www.raffaseder.com/wallenberg