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konzertreihe im brucknerhaus linz,
gestaltet von hannes raffaseder
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04.03.2002
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22.02.2002, 19:30
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WERKE
Ensemble Spektren im Brucknerhaus, Linz am 4. März 2002
Hannes Raffaseder - Windspiel
Mein Windspiel habe ich im März 1995 für Saxophon und Marimba komponiert,
und es markiert - vom Saxophonquartett ´92 abgesehen - den Beginn
meiner Beschäftigung mit "klassischer" Komposition. Die nur geringfügig
veränderte Fassung für Oboe und Marimba habe ich im Frühjahr 2000
erstellt. Wie der Titel schon verrät, gab ein Windspiel den Anstoß
zu dieser Komposition. Diese Idee spiegelt sich vor allem im Aufbau
des Stücks wieder. Mehrer Teile sind lose aneinander geknüpft. Sie
erscheinen immer wieder in einem anderen Licht, stoßen aneinander,
bewegen sich fortwährend...
Gerald Resch - lettura/rilettura III (2001), UA
Das Stück setzt sich mit dem ersten Satz meines Klaviertrios von 1996-97
auseinander. Wenn man ein Buch nach einigen Jahren zum zweiten Mal
liest, kommt es vor, dass man erstaunt ist, wie anders man das Buch
bei der neuerlichen Lektüre erlebt, wie sehr die Erinnerung manche
Handlungsstränge vollständig verdrängt hat und die Aufmerksamkeit
bestimmte Zusammenhänge nicht sehen konnte, die sich bei der erneuten
Auseinandersetzung ganz unverborgen darstellen. Bei lettura/rilettura
stellte der Kopfsatz des Klaviertrios den "Text" dar, an dem komponierend
entlanggelesen wurde, wobei gewissen Tendenzen, die im Original zwar
schon angelegt waren, aber dort noch nicht weiter ausgeführt worden
waren, jetzt nachgegangen wurde. Der erste Teil bleibt verhältnismäßig
nahe am Originaltext, wenn auch stärker mit der Balance der wesensverschiedenen
Instrumente sowie mit der zeitlichen und räumlichen Spannung und Entspannung
motivischer Zellen gearbeitet wird. Im zweiten Teil wird die bisher
erklungene Musik zur Matrize für einen weiteren Leseprozess. Stellte
also der erste Teil eine Art komponierten Kommentar zum Klaviertrio-Satz
dar, ist nun der zweite Teil der Kommentar zum ersten Teil. Dabei
nehmen die meist geräuschhaften Störelemente, die schon von Anfang
an versteckt in den Satz eingewoben waren, immer mehr Platz in Anspruch
und scheinen so den Originaltext zu ersetzen. Dergestalt isoliert
entpuppen sich die Geräuschgesten als Fortsetzung des ursprünglichen
motivischen Gewebes mit anderen Mitteln. (Gerald Resch)
Helmut Schmidinger - Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien
Musik wider das Vergessen
"... Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, bring
deine Jünger zum Schweigen! Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie
schweigen, werden die Steine schreien." Lk 19, 40 In diesem Sinne
ist das ein Stück Musik wider das Vergessen. Das Werk beginnt mit
dem Rhythmus der Schlusstakte der 5. Suite für Violoncello Solo BWV
1011 von J.S.Bach. Aus dem Versuch, diese Takte am Verklingen zu hindern
entwickelt sich aus dem repetitiven Element des "Nachklanges" heraus
das ganze Werk. (Helmut Schmidinger, 29. 12. 2001)
Helmut Schmidinger - Gesang zwischen den Stühlen
eine sachliche Romanze
Der Titel dieses Stückes spielt auf zumindest zwei verschiedene Ebenen
an. Die erste Ebene ist eine gleichsam außermusikalische, programmatische.
"Denn der angestammte, der ordentliche Platz eines Autors ... ist
der Platz zwischen den Stühlen", beschreibt Siegfried Lenz 1965 den
"Sitzplatz eines Autors" mehr als treffend. Außerdem ist der "Gesang
zwischen den Stühlen" Titel einer Gedichtsammlung Erich Kästners,
bei dem ich mir mit dem Gedichttitel "Sachliche Romanze" auch den
Untertitel meines Werkes "ausgeborgt" habe. An dieser Formulierung
inspiriert mich der scheinbare Widerspruch, der doch meinem kompositorischen
Selbstverständnis sehr weit entgegen kommt. Die zweite Ebene ist eine
"innermusikalische". Den "Gesang" zwischen zwei formal klar gegliederten
Teilen einer Oper nennt man Rezitativ, das in der Regel rhythmisch
ungleich flexibler gestaltet werden kann. In den sieben in diesem
Werk vorkommenden Rezitativen habe ich versucht, die rhythmisch strenge
Fixierung etwas aufzulösen, um den Interpreten wieder mehr Freiheiten
in der Ausführung zurückzugeben. Umschlossen werden diese Rezitative
von 4 Trios, die ihrerseits traditioneller Weise wiederum Satzbezeichnungen
von Einschüben darstellen. Bedingt durch diese historisch "schwer
belastete" Besetzung (Beethoven, Brahms, ...) habe ich die Tonfolge
zweier Takte aus Brahms op. 114 (II, Satz, T. 11f., Klar.) als Grundlage
einer (nicht 12tönigen) Reihe genommen. (Helmut Schmidinger, 29. 12.
2001)
Michale Amann - Pan für Oboe solo
Pan, der bocksgestaltige Wald- und Hirtengott, war ein skurriler Bewohner
Arkadiens und unterhielt Menschen und Tiere durch sein Spiel. Gelegentlich
war Pan auch ein furchterregender Gott, wenn er - besonders in der
sommerlichen Mittagshitze - durch sein plötzliches Auftauchen bei
Wanderern oder dem Vieh den nach ihm benannten "panischen Schrecken"
auslöste. Am meisten zürnte er, wenn man ihn im Schlaf störte. (Michael
Amann)
Hannes Raffaseder - in Stille - AUFSCHREI!
Der Grundgedanke des zweite Satzes "AUFSCHREI!" dieser Komposition
geht auf eine Improvisation zurück, die ich nach einem Besuch eines
Konzertes mit neuer Musik gemacht und im Computer festgehalten habe.
Es war eines jener Konzerte mit Kompositionen, bei denen der Wille
der Komponisten, "neu" zu sein, meiner Ansicht nach eher zur Verkrampfung
geführt hat... Alles war sehr ernst. Zugegeben war vieles durchaus
interessant. Aber weniges war lustvoll, humorvoll, verspielt,... Gleichsam
als innerer Aufschrei, versuchte ich in dieser Improvisation meinem
Spieltrieb freien Lauf zu lassen und einfach "nur" Freude an Musik
zu haben. Wochen später analysierte ich die im Computer festgehaltenen
Ideen, formte sie um, setzte sie neu zusammen, ergänzte sie... Aus
diesem Material entstand schließlich der zweite Satz. Den ersten Satz
"in Stille" komponierte ich im Anschluss daran ganz bewusst als Gegensatz.
"Klang" statt pulsierender Rhythmik; leise, zerbrechliche Töne statt
lauten schroffen Akkorden, kurze melodiöse Floskeln statt perlenden
Sechzehntelläufen. Das alles vor allem, um mich selbst in Frage zu
stellen. Gegensätze und Fragen halten mich in Bewegung. (Selbst)sicherheit
führt zum Stillstand. (Hannes Raffaseder)
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