Hannes Raffaseder
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2. Streichquartett

what gap?

I. schnell-leb(end)ig
II. ...vielleicht ein walzer?
III. gleichsam aus der ferne
IV. vorwärts und...
 

Entstehungsjahr:     2001

Uraufführung:         22. Mai 2001,
                                London, Leighton House

                                Ensemble Chamber Domaine

erschienen im Verlag Doblinger
(Best. Nr.: 06 178 Stimmen, Stp. 707 Studienpartitur)

 

Mein zweites Streichquartett “what gap?” ist ein Auftragswerk von Dr. Christian Heindl für das Konzert zu Ehren des 1938 aus Österreich emigrierten und seither in London lebenden Komponisten Joseph Horovitz (zu dessen 75. Geburtstags).

Mehrere Ideen, Stimmungen, Gedanken flossen in dieses Werk ein. Zum Beispiel London, der Ort der Uraufführung: Ist man zum ersten mal als Tourist in dieser Stadt, wird man von Eindrücken nur so überwältigt. Trotzdem wird der Klang, der Tonfall von „mind the gap!“ aus der/dem Underground bestimmt so schnell nicht vergessen.

Zumindest in Mitteleuropa wird – auch wenn viele das bestreiten – nach wie vor die scheinbare Kluft zwischen sogenannter E- und U-Musik aufrechterhalten. Bewundernd und manchmal fast neidvoll höre ich da die Werke mancher britischer Vorbilder und KollegInnen, die ganz selbstverständlich, ganz problemlos Melodien, Rhythmen, Harmonien aus Jazz, Rock, Pop, etc. in ihre Arbeiten integrieren, ohne irgendwelche Kompromisse eingehen zu müssen und ohne sich anzubiedern. Also: „What gap?“

Ein weiterer wichtiger Aspekt für dieses Quartett war freilich der Anlass: Joseph Horowitz. Ihm musikalisch wirklich gerecht zu werden, schien mir eher unmöglich. Ich habe es deshalb auch gar nicht versucht. Zwei Anspielungen konnte ich aber dennoch nicht unterlassen: Da ist zum einen der zweiten Satz „...vielleicht ein walzer?“. Zunächst quasi als Nachhall aus der Erinnerung erklingend, wird er rasch konkreter und immer schneller. Holt uns die Vergangenheit in Österreich tatsächlich noch einmal ein?
Zum anderen ist es die Musik Joseph Horovitz, die ich hier in seiner Heimatstadt Wien ja kaum kennenlernen konnte. Daher „gleichsam aus der ferne“ eine versteckte, verwischte Anspielung auf sein fünftes Streichquartett.



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